Skihochtour

Skihochtour

Gruppe

Gruppenübergreifend

Zeitraum

03.04. - 07.04.2024

Autor*in

alle Teilnehmenden

Fotos

alle Teilnehmenden

Es war an einem späten Morgen um 6:30 Uhr, als sich ein paar wagemutige Skiverrückte am Seelturm trafen, die restlichen Steigeisen anpassten und das Material in die Hochleistungspferdestärkenkutsche verluden. Mit dem ein oder anderen Schläfchen trafen wir als neuerkorene ACDC Kenner (das Auto hat nur CDs zugelassen) im touristischen Obergurgl ein. Nachdem wir fast ein Cabrio aus dem Bus gefahren haben (die Tiefgarage war zu klein oder der Bus zu groß; Zulassungsbescheinigung Teil 1), haben wir doch noch einen perfekten Parkplatz für unsere Hochleistungspferdestärkenkutsche direkt im Ortskern gefunden. Das Schwabenherz schlug höher aufgrund des niedrigen Entgeldes. Nachdem wir die Amateure auf den Skipisten links liegen haben lassen, ging es auf den Spuren der Skidoos entlang zur Langtalereckhütte, die uns mit ihrer 23 Grad warmen Gaststube und der warmen Sonnenterrasse beherbergt hat. Nach dem reichlichen Abendessen mit Zugabe der anderen Tische und Extraportionen aus der Küche, holten wir uns noch Tourenvorschläge und aktuelle Infos (Hüttenwirt mit Blick aus dem Fenster: "LLB schaut guad aus"). Nachdem unsere Tourenplanung mit folgendem Satz komplett über den Haufen geworfen wurde: " Des kosch 1000 %tig knigga wie die Hostie in der Kirch", entschieden wir uns auf Empfehlung des jungen Hüttenwirts für den Hinteren Seelenkogel (3470m). Der ursprüngliche Plan für den Zustieg über das Tal verneinte der Hüttenwirt und empfahl uns die Querung oberhalb mit dem Hinweis: "Des siggst dann scho, wo's lang geht". Gesagt getan: mit viel Fell- und Skiabrutschen ging es zum Ferner des Hinteren Seelenkogels und weiter hinauf auf die wunderschöne Spitze mit Steigeisen und Pickel. Nach einer schönen Abfahrt vom Gipfel und einer schrecklichen Querung an Steilhängen ging es zurück zur Hütte. Ein Teil der Gruppe badete in der Sonne während die anderen noch Richtung Eiskögele aufstiegen und unterschiedlich lange perfekte Abfahrten genießen konnten. Das Abendessen war wie gewohnt ultra ausgewogen und Peter spendierte uns ein Getränk, wobei der ein oder andere seine App mit ein paar Gramm Ethanol füttern konnte. Zeitiges Aufstehen war am nächsten Morgen nötig, um die Durchquerung der Schlucht zur Selbstversorger Fidelitashütte ohne Gefahr zu schaffen. Floppy musste etwas Schlaf der letzten Tage nachholen und der Rest machte sich auf den beschwerlichen Weg zur Ziegelsteinspitze; eine grandiose Abfahrt im 40° Hang mit neuem Ziel einer markanten Gletscherspalte. Diese entpuppte sich als perfekte Möglichkeit zur Übung der Spaltenbergung und könnte nicht besser im Lehrbuch abgebildet werden. Dabei wurde Nele beim Retten weitere 7m abgelassen und wartete 25 min auf ihre Rettung wobei Moritz sich selbst mit Walross Move aus der Spalte rettete. Nach dem reichlichen Abendessen der letzten Tage musste der ein oder andere auch mal eine längere Sitzung auf der Toilette abhalten. Allerdings war die Recyclingtoilette gefroren und rand(!)voll. Zum Glück ließ die Hitze den Pegel in den folgenden Tagen sinken und das ein oder andere Geschäft war wieder möglich. An diesem Abend gab es noch zwei Nahtoderlebnisse: erstens enthält das Schneewasser keine Elektrolyte und zweitens ist ein Holzofen ohne Luftzufuhr und falscher Belüftung eine Rauchquelle. Moritz hatte für beide Probleme eine Lösung: lüften und Tabletten; so starben wir nicht, besser isses. Am nächsten Tag früh morgens schlugen sich die meisten die Bäuche voll, manch einer begnügte sich nur mit einem Doppelkeks. Frisch gestärkt machten wir uns auf Richtung Schalfkogel (3537m), einem Misch aus Ski, Steigeisen, Pickeln und schnaufen. Manch einer verlor seine Stirnlampe, manch einer krepierte beim Spuren und ließ die anderen mit dem Satz: "Spur weiter" vorbei. Die Abfahrt war zeitlich perfekt getimt, sodass die Nass- und Lockerschneelawinen erst nach uns den Weg ins Tal fanden. Peter und die entspannende Hanna machten nachmittags noch eine Tour auf die Falschungspitze (3361m) mit toller Aussicht und einer grandiosen Abfahrt über den Gletscher. Nach den Touren brach die altbekannte Suppensucht aus: die Elektrolyte müssen natürlich nachgefüllt werden und bei manch einem fand auch etwas zusätzliches Salz seinen Weg in den Teller. Die Abende und Nächte in der Fidelitashütte wurden noch durch eine tropfende Decke abgerundet. Dafür gab es verschiedene Theorien: beispielsweise ein kaputtes Dach, nur Dachschindeln reichen eben nicht oder dass der Schneesturm der letzten Tage etwas Schnee unter das Dach geblasen hat. Davon lassen wir uns aber nicht beeindrucken und stehen am letzten Tag extra früh auf. Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker und alle begeben sich auf ihre Morgenroutine: mit oder ohne Frühstück. Nach dem letzten Aufräumen und Putzen der Hütte geht es noch vor Sonnenaufgang den Weg zum Gletscher auf frischem Harschdeckel hinunter. Als wir schon fast das Annajoch auf dem Weg zum Sattel der Hochwilde erreicht haben, tauchten die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel in goldenes Licht. Die ersten Sonnenstrahlen für uns ergatterten wir jedoch erst an dem Sattel, als wir pünktlich im Zeitplan unsere Ski mal wieder abfellten und als erste den Langtaler Ferner an den Spalten entlangglitten und die ersten anderen Bergsteiger mit der Abfahrt neidisch machten. Nach einer wirklich sehr langer Querung hinab zur Langtalereckhütte, fellten wir mal wieder auf und stiegen die letzten Höhenmeter zu unserer Abfahrt Richtung Tal auf. Bei der Abfahrt begegneten wir noch älterengroßen Gleitschneelawinen, die den Skidoo Ziehweg zur Langtalereckhütte die Tage zuvor überrollt haben. Es scheint so, als ob die Berge uns lieber längere Zeit auf den schönen Gletscherlandschaften beheimaten wollten. Nach dem letzten kurzen Anstieg ging es mit rasantem Tempo die Pisten hinab zum Ortskern. Dabei wurden die Amateure des Skitourismus reichlich mit kurzen Schwüngen und langen Carvingkurven überholt und den anderen Skitourengehern mit einem wissenden Nicken Respekt gezollt. Nach kurzem Umziehen direkt im Ortskern vor den anderen Touris ging es mit hoher Geschwindigkeit Richtung Dönerladen in Reutte: das war ein lang ersehntes Ziel der letzten Tage und viel Gesprächsstoff während der Hungerpausen mit Aussicht auf die Suppensucht.

Fazit: Wir haben viel verschiedenes wie bspw. Lawinen, Spaltenbergung und Entscheidungen in der Gruppe vom Wochenende mitnehmen können, hatten eine mega schöne Zeit zusammen in den verschneiten teils warmen Bergen und Erik hat auch zum Schluss der Ausfahrt gemerkt, dass seine Bauchschmerzen, nach dem ständigen sehr schnellen Essen seinerseits eventuell, dort seinen Ursprung haben. Einsicht ist besser als Nachsicht ;P

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